Aufgrund der artenarmen Flora der Osterinsel lassen sich die für die Schnitzereien verwendeten
Holzarten an den Fingern einer Hand abzählen. Man unterscheidet hierbei die Gruppe der
Idiochore (Arten, die ohne Zutun des Menschens auf die Osterinsel gelangt sind) sowie
die Gruppe der Anthropochore (Arten die mit den Menschen auf die Insel
gelangt sind). Letzterer Bereich unterteilt sich zudem in die Gruppen vor und nach der Entdeckung Rapa Nuis
durch die Europäer (im Jahre 1722).
Kann man die Holzart eines Kunstgegenstandes bestimmen, so ist in bestimmten Fällen
aufgrund der obengenannten Klassifizierung bereits eine erste grobe Alterbestimmung möglich.
Nachfolgend möchte ich die wichtigsten, für die Schnitzereien der Osterinsel verwendeten
Holzarten vorstellen.
Der zu den Idiochoren gehörende und in der freien Natur ausgestorbene Toromiro ist die wohl bekannteste Holzart der Osterinsel, weil
viele der alten Holzschnitzereien aus dem 18. und 19. Jahrhundert aus diesem extrem harten Holz gearbeitet sind.
Dieser Schmetterlingsblütler ist eine auf der Osterinsel endemische Art, deren nächste
Verwandte, Sophora microphylla auf dem chilenischen Festland beheimatet sind.
Prächtiges Exemplar eines Toromirobaums im Botanischen Garten in Bonn |
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Der Mako'i- Baum war bereits vor 1722 auf der Osterinsel beheimatet. Einige Forscher behaupten sogar,
daß man Thespesia populnea durchaus zu den Idiochoren zählen könnte.
Die früher auf Rapa Nui sehr seltene Art wird heute im Raum Hanga Roa angepflanzt und
ist deshalb wieder häufiger anzutreffen.
Makoi ist ein im Pazifikraum weit verbreiteter Baum, und so findet man ihn auf nahezu allen Südseeinseln. Das Foto rechts wurde z.B. auf Maui, Hawaii aufgenommen. Unter den Schnitzern der Osterinsel ist Mako'i aufgrund seiner Härte und der schönen Maserung sehr beliebt, zumal er eben schon vor dem Einfluss der Europäer auf der Insel wuchs. Der Holzkern hebt sich mit seiner herrlichen, dunkelbraunen Farbe von den hellen äußeren Schichten ab, was die Schnitzer geschickt für ihre Figuren zu nutzen wissen. Makoi gehört neben Miro pupu zu den hochwertigsten Hölzern der Insel. |
blühender Mako'i - Baum
Foto mit freundlicher Genehmigung von
Forest & Kim Starr
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Ein im modernen Kunstschaffen der Osterinsel sehr beliebtes Holz. Gehört zur Gruppe der Anthropochore, wurde also erst nach der Entdeckung durch die Europäer auf die Insel gebracht. Miro pupu ist eine Akazienart, die man hauptsächlich in den Andenstaaten wie Peru, Ecuador oder Chile findet.
Aus dem Holz des im Pazifikraum weit verbreiteten Miro tahiti werden ein Großteil der
Schnitzereien für die Souvenirläden angefertigt, vorallem weil es für den Künstler
recht günstig zu bekommen ist.
Aber auch besonders große Skulpturen
profitieren von seinen teils stattlichen Stammdurchmessern. So wurde z.B. der auferstandene Christus
(Ko Yetu Oramai), der heute in der Kathedrale von Maipú steht, aus Miro tahiti
gefertigt. Auch einige größere Holzskulpturen in der Iglesia de la Santa Cruz
in Hanga Roa wurden aus diesem Holz geschnitzt.
Miro tahiti gehört ebenfalls zu den Anthropochore, war also vor 1722 nicht auf der Insel beheimatet. |
Miro tahiti
Foto mit freundlicher Genehmigung von
Forest & Kim Starr
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Leider findet der Kunstinteressierte nahezu keine aktuellen Fachbücher, die sich ausführlich mit
dem Kunstwesen der Osterinsel befassen, und so ist man gezwungen sich auf die Suche nach einigen
älteren Ausgaben zu machen. Die in der Regel mageren Kunstrubriken der Reiseführer erlauben zwar einen
ersten Überblick, wer allerdings tiefer in die Materie einsteigen möchte, wird alleine damit
nicht glücklich werden.
Nachfolgend möchte ich dem Interessierten die wichtigsten Kunstführer vorstellen, und wo möglich
Tipps zur Beschaffung der in der Regel nicht mehr im Handel erhältlichen Ausgaben geben.
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The Art of Easter Island von Thor Heyerdahl
ISBN 0-385-04716-9 / letzte Auflage ca. 1975
Zweifelsohne die "Bibel", was die Kunstgeschichte der Osterinsel betrifft. Doch auch die
Ausmaße des Buches mit knapp 700 Seiten und drei Kilogramm Gewicht sind wahrlich "biblisch"
und sprengen die üblichen Buchdimensionen.
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Geheimnisvolle Kultur der Osterinsel (Weltbildverlag)
ISBN 3-89350-723-X / letzte Auflage ca. 1993 Halte ich persönlich für eines der besten Bücher über die Kunst der Osterinsel. Kann ich wirklich uneingeschränkt weiterempfehlen. Im Textteil wird in zahllosen Gastbeiträgen ein umfassendes Hintergrundwissen vermittelt. Der daran anschließende Katalog beinhaltet auf 150 Seiten viele qualitativ hochwertige und großteils farbige Fotografien von Kunstgegenständen mit Schwerpunkt Holzschnitzereien. Die einzelnen Kategorien werden ausführlich erläutert. Abschließend gibt es noch einen kurzen Abriss über das gegenwärtige, moderne Kunstschaffen Rapa Nuis. Und das Beste zum Schluss: Das Buch ist in Deutsch geschrieben. ;-) |
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Splendid Isolation - Art of Easter Island (The Metropolitan Museum of Art)
ISBN 1-58839-011-X / 1. Auflage 2001 Dieser Katalog begleitete eine gleichnamige Ausstellung im Metropolitan Museum of Art in New York, die dort zwischen Dezember 2001 und August 2002 stattgefunden hatte. Der Bildband ist aufgrund des Ausgabejahres der derzeit aktuellste und fotografisch hochwertigste Kunstführer über die Osterinsel. Sicherlich eine sehr gute Möglichkeit, um sich einen Überblick über das Kunstspektrum Rapa Nuis zu verschaffen. Da der 80-seitige Katalog allerdings nur die Exponate der Ausstellung beschreibt, ist er nicht wirklich vollständig. Dennoch stellt das Buch alleine schon wegen der hervorragenden Fotografien eine lohnende Anschaffung dar. |
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Oceanic Art von Anthony JP Meyer
ISBN 3-89508-080-2 / 1. Auflage 1995
Als ich zum ersten Mal Thor Heyerdahls "The Art of Easter Island" auf den Tisch wuchtete, war ich mir sicher,
daß dieser Wälzer größenmäßig wohl nicht mehr zu toppen wäre.
Doch weit gefehlt! Anthony Meyer's Bildband "Oceanic Art" setzt da doch tatsächlich noch eins drauf.
Stattliche 4 (!) Kilogramm verteilt auf 640 Seiten bringt der Dickmann auf die Waage. |
Abschließend möchte ich Euch noch einige interessante Links zum Kunstwesen der Osterinsel
vorstellen, auf die ich im Laufe meiner Recherche zu diesem Bericht gestossen bin.
Galerien und Museen
Museo Antropologico P. Sebastian Englert
Website des Kunstmuseums in Hanga Roa, Rapa Nui mit vielen exquisiten Exponaten.
www.insecula.com
Rapa Nui-Ausstellung im Louvre Museum, Paris (4 hochwertige Fotos von Moai Kavakava, Tangata sowie einem Rei Miro).
Alan Steele Gallery
Kunstgalerie mit teils interessanten Exponaten der ozeanischen Kunst (Button "Exhibition").
Der Moai Kavakava auf der Startseite (anklicken für ein größeres Foto!) ist relativ bekannt und zweifelsohne eines der
schönsten Exemplare des Kavakava-Typus.
Auktionen
Sotheby's New York
Ein exquisites Exemplar eines Rapa Tanzpaddels wurde bei Sotheby's für schlappe 423.000 US$ versteigert.
Eine Moai Kavakava- Figur kam für knapp 160.000 US$ unter den Hammer.
Auktion Nov. 2001, Sotheby's New York
In einer umfangreichen Auktion ozeanischer Kunst wurde umter anderem ein Moai Kavakava für 192.000 US$
versteigert, der höchste erzielte Preis der gesamten Auktion.
Auktion Sep. 2002, Sotheby's Paris
Bei einer weiteren Auktion von ozeanischer und afrikanischer Kunst in Paris wurde ein Moai Pa'a pa'a
für unglaubliche 533.750 Euro versteigert. Ein Moai tangata kam für
313.750 Euro unter den Hammer.
Sonstige
Easter Island and its Mysteries
Der ausführliche, kunstrelevante Abschnitt des Buches L'Ile de Paques et ses Mystères von Dr. Stéphen Chauvet,
übersetzt von Ann M. Altman.
Easter Island Foundation
Eine der besten und umfangreichsten Seiten über Rapa Nui, mit vielen Infos auch zum Kunstschaffen der Osterinsel.
Copyright 1999-2005 Karsten Rau | Letzte Änderung: 03. Nov. 2005 |