Nach einer halben Stunde Aufenthalt auf Santa Maria nahmen wir Kurs auf die
Insel Amantani. Sie liegt ca. 40 Kilometer von Puno entfernt und man
benötigt je nach Motorleistung des Kutters so um die 5 Stunden.
Auf Amantani freute ich mich besonders, denn ich hatte schon einige Berichte
über diese Insel gelesen, in denen von der Unberührtheit und Ursprünglichkeit des Eilands
geschwärmt wurde. Amantani ist nachwievor ein Geheimtipp unter Backpackern
und wenn irgendwie möglich sollte man es nicht versäumen zumindest einen Tag auf dieser
Insel zu verbringen.
Die Zeit scheint
hier einfach stehengeblieben zu sein. Neueste Errungenschaft seit 1999 ist ein
Stromgenerator für den Gemeindesaal, der jedoch nur selten läuft, da meistens kein Diesel
vorhanden ist. Der Lebensrhythmus wird hier wirklich noch durch das Tageslicht bestimmt.
Das Haus meiner Gastfamilie. Die Haustüre ging mir gerade einmal bis zur Brust.
Möchte man eine oder mehrere Nächte auf Amantani verbringen (was ich nur empfehlen kann),
wird man nach der Ankunft am Hafen einer Familie zugewiesen, die dann für
die Unterkunft und Bewirtung zuständig ist. Auf dem Bild sieht man das Haus
meiner Gastfamilie. Während die vierköpfige Familie im engen Erdgeschoß
lebte und nächtigte, mußte ich mir den gesamten ersten Stock nur noch mit
einem weiteren Backpacker teilen. Da kam man sich ob des verschwenderischen
Raumangebots schon ein wenig komisch vor. Auf jeden Fall kann man hier auf Amantani noch echte
Gastfreundschaft erleben.
Auf dem Foto oben erkennt man links das (blaue) Toilettenhäuschen der Gastfamilie und somit
natürlich auch das unserige. Es war ein richtiges Inka-Klo (Loch im Boden, that's all).
Was man aber nicht erkennt ist, das mir das Mäuerchen gerade mal bis zum Bauchnabel ging,
und genau dahinter der Hauptweg hinunter zum Dorfplatz vorbeiführte.
Nicht nur einmal wurde ich, während ich krampfhaft versuchte mein "Geschäft" zu verrichten,
und dabei noch bis zur Brust über die Mauer herausragte, von vorbeilaufenden Frauen
des Dorfes begrüßt (von ihrem lang anhaltenden Gekichere ganz zu schweigen :-))
Sonnenuntergang am Titicacasee
Am Abend liefen wir alle auf den Gipfel des Llacasiti, um dort den tollen
Sonnenuntergang zu genießen. Dabei merkte ich auch meine mittlerweile hervorragende
Höhenadaption, denn während ich bei dem Anstieg nicht mal sonderlich außer Atem kam,
taten sich einige Peru- Neuankömmlinge sichtlich schwer. Für meine geplante
Besteigung des Huayna Potosi in Bolivien war ich deshalb guter Dinge.
Vom Gipfel des Llacasiti hatte man einen herrlichen Blick auf den Titicacasee und
die Insel Taquile, zu der wir am nächsten Tag aufbrechen sollten. Ich suchte mir
einen Felsen und genoß den tollen Sonnenuntergang.
Kaum war jedoch die Sonne weg, wurde es auch gleich richtig schattig. Da merkte man halt doch,
daß man sich in einer Höhe von 4.000m befand. Mit Taschenlampe lief ich zurück
ins Dorf, wo am Abend noch ein Fest in der Gemeindehalle stattfinden sollte. Die einheimischen Mädchen
führten Folkloretänze vor und schon bald mußten wir
abwechselnd mittanzen. Die Stimmung war ausgelassen und das ganze Dorf feierte und lachte mit.
Irgendwann in der Nacht bin ich dann doch noch ins Bett gekommen, freute mich aber schon
auf den kommenden Tag...
Amantani ist mit seiner rauhen Natur, den warmherzigen und gastfreundlichen Menschen dort
und der Ursprünglichkeit ein absolutes Muß und gerade für uns streßgeplagte Europäer
zu empfehlen. Hier kann man mal richtig die Seele baumeln lassen und den Alltag für einige
Stunden den Rücken kehren.
Auf der nächsten Seite fahren wir weiter zur Insel Taquile mit ihren
strickenden Männern.