El Camino de la Muerte, Copyright Karsten Rau


Schon während meines ersten Besuchs in La Paz im Juni 2000 hatte ich das eine oder andere von der Mountainbiketour nach Coroico gehört, doch waren damals die noch verbleibenden Urlaubstage bereits gezählt, und so befasste ich mich nicht mehr näher damit.
Vier Jahre später, während der Planung meines zweimonatigen Chile / Argentinien / Bolivien - Urlaubs, stand dieser Mountainbike- Downhill ganz oben auf meiner "Most wanted"- Liste für Bolivien, und so war es eigentlich bereits beschlossene Sache, daß ich mir diese Tour antun würde, als ich mich Anfang Februar 2004 auf den Weg nach Südamerika machte. Da mir auch unterwegs die Tour im Gespräch mit anderen Backpackern noch mehrmals empfohlen wurde, war meine Vorfreude noch um einiges gestiegen, als ich schließlich Mitte März in La Paz eintraf. Es sollte auch nur zwei weitere Tage dauern, bis ich mich - früher als eigentlich geplant - für die Tour bei Paradise Bolivia einschrieb. Ursprünglich war nämlich für den folgenden Tag eine Fahrt zum Chacaltaya (das mit 5.350m höchste Skigebiet der Welt) geplant, allerdings hatte die Agentur am abend zuvor kruzfristig abgesagt, da aufgrund starken Schneefalls eine Auffahrt zu gefährlich gewesen wäre. Ich machte mich zugleich auf die Socken in die Calle Sagárnaga, um eine Ersatztour zu buchen, allerdings war es schon relativ spät, und so waren die meisten Agenturen bereits geschlossen. Tja, und Paradise Bolivia war halt das einzige Büro, wo ich noch jemanden antraf, und so meldete ich mich eben kurzentschlossen zum Mountainbiken an... ;-)


Letzte Vorbereitungen am La Cumbre
Abladen der Bikes im strömenden Regen  (Tour #1)

Am nächsten Morgen sollte ich bereits um kurz vor 8 Uhr am Office sein. In der Nacht hatte es zu regnen begonnen, und da es auch am Morgen noch wie aus Eimern schüttete, war meine Vorfreude merklich getrübt. Rosmery, die nette Angestellte, bei der ich abends zuvor buchte, kam kurze Zeit später mit dem Guide. Sie erzählte mir, daß mein einziger Begleiter für heute, ein Gringo aus den Niederlanden, wohl aufgrund des schlechten Wetters wieder abgesagt hatte. "Was für ein Wimp!", dachte ich mir in einem leichten Anflug von Galgenhumor, während der Regen nur so auf meine Kapuze prasselte. ;-) Nachdem sie das halbe Dutzend Schlösser und Verriegelungen endlich geöffnet hatte, erklärte mir Rosmery im Büro, daß die Tour aufgrund der wenigen Anmeldungen mit einer ebenfalls kleinen Gruppe von Mountain Madness zusammengelegt wurde. Dort seien drei Gringos angemeldet. Mir war das natürlich recht, da der Spaßfaktor bei so einer Tour in Begleitung einiger anderer Dare Devils sicherlich merklich in die Höhe schnellen würde.
Nachdem ich mir schließlich im Keller ein Mountainbike aussuchen durfte (ich nahm ein Fullie von Mitosa) , und mir Helm, Fahrradhandschuhe und Regenzeug verpasst wurde, liefen wir ein paar Blocks weiter zum Büro von Mountain Madness. Dort wurden gerade die Fahrräder auf das Dach eines Landcruisers verladen, so daß wir unsere beiden Bikes kurz darauf auch schon wieder los waren.


Kurz hinter dem La Cumbre Pass
¡Vamos!

Es geht los...

Gegen 8:30 starteten wir schließlich in Richtung Abre La Cumbre. Neben uns Gringos waren noch die beiden Guides (je Agentur einer) und natürlich der Fahrer an Bord. Auf dem Dach befanden sich 7 Fahrräder, eins davon diente als Ersatz. Kurz hinter La Paz kamen wir an einen Check Point der Policia, wo jedes Fahrzeug mit dem Ziel Coroico registriert wurde, nur für den Fall, daß man unterwegs verloren geht... ;-) Unser alter Landcruiser schraubte sich nun immer weiter (und zunehmend gemächlicher) die Passstrasse hoch, denn auch dem Motor setzte die nun merklich dünner werdende Luft zu. Wir tauchten schon bald in die schroffe Schönheit der Cordillera Real ein, die wir allerdings aufgrund des mittlerweile in Schneeregen übergegangenen Niederschlags und der dicken Nebelschwaden nur erahnen konnten. Als wir schließlich nach einer guten Stunde am Abre La Cumbre in einer Höhe von 4.640m angekommen waren, hämmerte Graupelschauer im schnellen Staccato auf die Motorhaube. Den wollten wir uns aber nun wirklich nicht auf dem Fahrrad antun, und so fuhren wir kurzerhand noch etwas weiter (und somit auch tiefer), bis der Niederschlag wieder in Regen überging.
Die Bikes waren schnell abgeladen und nach dem Anpassen der Sattelstütze und einem letzten, kurzen Briefing sahen wir zu, daß wir loskamen. Zum Regen kam hier oben nämlich noch die ungemütliche Kälte und 'ne steife Brise hinzu - also wahrlich kein Platz für allzulanges Gerede... ;-)
Bereits nach der ersten Minute auf dem Bike schwante mir, daß ich diesen Tag wohl nicht ganz trockenen Fusses überstehen würde. *gg* Die Gischt des Vorausfahrenden, verbunden mit dem immer noch starken Regen und dem kalten Fahrtwind, fühlte sich bei 50 km/h an, als ob mir jemand einen Gartenschlauch direkt ins Gesicht hielt. Klugerweise hatte ich auch noch meine Sonnenbrille im Hotel gelassen. Unter dem Regenzeug hatte ich noch meine Goretexjacke angezogen, deren Kapuze ich über den Helm stülpte. Geholfen hat es - natürlich - rein gar nichts, denn innerhalb der ersten viertel Stunde waren wir alle - ohne Ausnahme (okay, unser Jeepfahrer vielleicht *g*) - bis auf die Haut durchnässt. Als erstes verabschiedeten sich übrigens die Schuhe, da das gesamte Wasser schön artig die Hosenbeine entlang nach unten in die Schuhe lief. Nebenbei bemerkt ein komisches Gefühl, wenn bei jedem Tritt in die Pedale das Wasser zum Schuhschaft herauswabbert! ;-)

technischer Halt
technischer Halt auf dem ersten Teilstück für ein letztes "Feintuning"  (Tour #2)

Versuchte ich zu Beginn noch mit diversen - aber allesamt letztendlich nutzlosen - Tricks wie versetztes Fahren, um die Gischt des Vordermanns nicht abzubekommen, Parallelstellung der Pedale, damit die Füße möglichst hoch sind, aus dem Sattel gehen, usw. das unvermeidliche Vollbad hiauszuzögern, hatte ich spätestens nach einer halbe Stunde kapituliert. Komischerweise machte just ab diesen Moment der Downhill so richtiggehend Spaß, denn von nun an konnten wir ja nicht mehr nasser werden. ;-) Wir ließen es von nun an richtig krachen, getreu dem Motto "Ist man erst einmal durchweicht, fährt's sich gänzlich ungeniert..." (oder so ähnlich).
Die Strecke La Cumbre - Chusquipata ist zum Großteil eine gut ausgebaute, und vorallem asphaltierte Strasse, und da sie technisch keinerlei Ansprüche stellt, konnten wir uns prima an die Bikes und die Geschwindigkeit gewöhnen. Mit der Zeit stieg das Vertrauen in die Technik, und so ließen wir es auch mal etwas schneller laufen. Selbst einige Trucks mussten da klein beigeben, und wurden von uns kassiert. Nach einer guten halben Stunde erreichten wir einen Tunnel, den wir allerdings rechts umfuhren, nachdem es hier anscheinend vor einiger Zeit einen Unfall mit einem Mountainbiker gab. Kurz danach passierten wir einen weiteren Check Point der Polizei, die hier Autos und Lkws nach Drogen durchsuchen. Da wir aber ausschließlich mit Adrenalin vollgepumpt waren, durften wir anstandslos passieren. ;-)
Nun folgte ein Abschnitt mit einigen kleineren Anstiegen. Da ich aufgrund der vorangegangenen Wochen bereits gut an die Höhe angepasst war, stellten sie kein echtes Problem dar.
Nach einer guten Stunde erreichten wir schließlich unser erstes Zwischenziel, den Beginn des Camino de la Muerte, der berüchtigten "Strasse des Todes"...


Beginn der Death Road
Hier beginnt die eigentliche Todesstrasse. (Tour #1)



Noch einmal tief durchatmen, denn auf der nächsten Seite geht's richtig zur Sache! Wir befahren die berühmt-berüchtigte Todesstrasse...


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Copyright 1999-2004   Karsten Rau   Letzte Änderung: 13. Juni 2004