Eine letzte starke Rechtskurve und ich war am Ziel. Vor mir lag der dunkle Eingang zur Subway. Bereits der erste Eindruck war hammermäßig, und obwohl ich zuvor schon einige tolle Fotos im Internet gesehen hatte, war die Szenerie noch um einiges beeindruckender. Die senkrechten Felswände des Great West Canyons verengen sich hier auf wenige Meter. Der Fluß hat im Laufe der Jahrtausende die rechte Felswand dermaßen unterspült, daß man sich wirklich beinahe in einem Tunnel vermutet. Die mächtigen, nahezu schwarzen Sandsteinwände, der fehlende Bewuchs, die ungewöhnliche Stille und die Tatsache, daß hier so gut wie kein direktes Licht mehr auf den Boden trifft, erzeugen eine fast schon unheimliche Stimmung. Es war keine Menschenseele weit und breit zu sehen (und das sollte sich auch den ganzen Tag nicht ändern), und so hatte ich die Subway ganz für mich alleine.
Bereits kurz hinter dem Eingang kam ich zu den ersten, der fast kreisrunden Wasserlöcher, die über kleine Kaskaden miteinander
verbunden waren. Diese sind (mit Recht) das wohl am meisten fotografierte Motiv der Subway. Ihre Entstehung ist mir übrigens
ein absolutes Rätsel, denn beim Anblick der scharfkantigen Ränder könnte man echt meinen, daß sich hier
jemand 'ne Scheibe herausgeschnitten hat! :-))
Auf dem Grund der Potholes hat sich feiner Sand abgelagert und je nach Standpunkt leuchtet das kristallklare Wasser in den unterschiedlichsten
Grüntönen. Verbunden mit den gold glänzenden Tunnelwänden und den funkelnden Kaskaden ergibt das ein
fantastisches Farbspektakel. Sobald sich allerdings Sonnenstrahlen in die Felsröhre verirren, ist der Farbenzauber schlagartig
vorbei.
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Folgt man der Subway flussaufwärts, so kommt man nach der ersten Linkskurve zu einigen hüfttiefen Pools, die man je nach Körpergröße nur noch wadend bzw. schwimmend überwinden kann. Schaut man rechts erkennt man an der Felswand die ersten Haken der erwähnten Abseilstelle. Im Sommer sollte man sich spaßeshalber die Mühe machen, und am Flußbett entlang bis zum Wasserfall zu gehen bzw. zu schwimmen. Dort ist dann definitiv Endstation. Im Winter ist das Wasser allerdings zu kalt, und man müsste sich schon einen Neopren- oder Trockenazug mitnehmen, wenn man den Wasserfall unbedingt sehen möchte. |
Kaskaden kurz hinter dem Eingang zur Subway |
Die Subway ist wohl das Paradies für alle Landschaftsfotografen! Obwohl nicht einmal hundert Meter lang, kann man sich hier locker einige Stunden aufhalten, und auch ich wäre wohl noch dort, hätte mich nicht irgendwann die Kälte - trotz der Neoprensocken - zur "Flucht" in die Sonne veranlasst. :-) Ist übrigens leicht zu erklären, warum die Neoprensocken in diesem Abschnitt der Subway nicht sonderlich warm halten: Das Wasser ist dort nämlich nur maximal knöcheltief, meistens sogar niedriger, wodurch die isolierende Wasserschicht wieder aus dem Neopren herausläuft. Dies führt unweigerlich zu kalten Füssen! ;-)
Blick zurück auf den Eingang |
Für die Subway benötigt man selbst bei Verwendung von schnellen Filmen definitiv ein vernünftiges
Stativ. Die Felsröhre ist nämlich um einiges dunkler, als es auf den Fotos den Anschein hat.
Ich verwendete damals Kodak Supra Filme (ISO 100) und konnte bei einigen Motiven - obwohl mit 30 Sekunden belichtet - nicht
einmal meine kleinste Blende fahren. Man sollte hier auch keinesfalls am falschen Ende sparen, und sich lieber einige gute, farbintensive
Filme wie den Fuji Reala oder eben den Kodak Supra (bzw. die entsprechenden Diafilm- Pendants) mitnehmen.
Denn nur mit einem guten Filmaterial, verbunden mit der ultralangen Belichtungszeit, kommen die faszinierenden Farben auf den Fotos so
richtig zur Geltung. Diese sind nämlich auf den Fotos um einiges intensiver als in Natura
(ähnlich dem Antelope Canyon bei Page). Unnötig zu erwähnen, daß hier die Verwendung eines Aufhellblitzes
tabu ist.
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Ein gutes Beispiel hierfür ist das Foto oben, auf dem der Eingang zur Felsröhre fast schon überbelichtet
ist, obwohl dieser auch nur im leichten, indirekten Licht lag. Vorort ist der Helligkeitsunterschied so gut wie gar nicht aufgefallen.
Meine farbintensivsten und am besten belichteten Fotos sind daher auch alle in Richtung Osten und Norden aufgenommen worden,
also weg vom relativ hellen Eingang.
Die beste Zeit für gute Shots ist der Vormittag bzw. späte Nachmittag, allerdings sollte man im "Fotografierrausch"
nicht vergessen, sich rechtzeitig auf den zweieinhalbstündigen Rückweg zu machen.
Bei hohem Sonnenstand hingegen verlieren die Felsen und Potholes einen Teil ihrer fantastischen Farben und
außerdem muß man sich dann mit schwer beherrschbaren Helligkeitskontrasten rumärgern.
Wer einige meiner Subway- Fotos im Großformat und in hoher Auflösung sehen möchte, sollte mal einen
Blick in mein
Fotoalbum riskieren.
Weiterhin habe ich Euch nachfolgend noch einige kommentierte Links zu Subway- Fotos von drei namhaften Fotografen
zusammengetragen.
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Schlusswort
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'Subway colors' |
| Copyright 1999-2003 Karsten Rau | Letzte Änderung: 10. Februar 2003 |